Deutsche in Australien

In Deutschland ist keine Arbeit zu finden; in Australien fehlt es an Arbeitern. Aus Mangel an Schnittern geht das Getreide zum Theil verloren; die Wolle verdirbt, weil nicht Scheerer genug da sind. - Dort ist der Überfluß an Lebensmitteln so groß, daß sie nicht alle verbraucht werden können. [...] Die Nahrung kann nicht zu den Hungrigen gebracht werden, so laßt die Hungrigen zur Nahrung kommen, den Arbeiter zur Arbeit und zum guten Verdienst.

So schrieb der Deutsche Wilhelm Kirchner in "Australien und seine Vortheile für Auswanderer" 1850.
Diese Worte wirkten!

In Australien bildeten Deutsche tatsächlich nur einen kleinen Teil der gesamten Einwandererschaft. Etwa 70- bis 80.000 Deutsche immigrierten bis zum Ersten Weltkrieg in die australischen Kolonien, obwohl insgesamt etwa fünf Millionen Deutsche ihre Heimat verließen. Auswanderwilligen Deutsche emigrierten v.a. in das näher liegende Nordamerika, weniger nach Australien.

Deutsche zog es in Australien überwiegend in die Regionen, die jeweils die besten Bedingungen für Einwanderer boten. Anfänglich gingen sehr viele nach Südaustralien, danach wurden New South Wales, Victoria und Tasmanien für deutsche Einwanderer attraktiv. Ab etwa 1860 war Queensland die Einwanderungskolonie für Deutsche in Australien. Westaustralien und das Northern Territory zogen nur wenige deutsche Auswanderer an.

Auszuwandern war für viele Deutsche im 19.Jahrhundert eine wohlüberlegte Entscheidung, die zumindest Aussicht auf verbesserte Lebensqualität bot. Daheim wurde es schwer, nicht zu verarmen.

Eine Verbesserung der Lage versprachen sie sich von der Migration vom Land in die Stadt, oder ins vielversprechende Ungewisse. Wenn von dort Berichte eintrafen, die verheißen, "daß alle Tage der schönste Kuchen gegessen wird, wie bei Euch an Festtagen", und die ein euphorisches Bild der wirtschaftlichen und klimatischen Verhältnisse zeichneten, mochte das die lange (drei bis vier Monate nach Australien, vor 1870), teuere und strapaziöse Reise lohnend erscheinen lassen. Auswanderwillige Deutsche wussten, dass man mit begrenzten Mitteln genug Land in Australien erwerben kommte, um einen kleinen Farmbetrieb zu errichten. In Deutschland war das kaum möglich.

Obwohl es unter den Auswanderern einige wohlhabende Abenteurer und Geschäftsleute gab, verließen vor allem Deutsche der Unter- und Mittelschicht ihre Heimat.

Deutsche in Australien schrieben Geschichte, prägten das Land mit, fast von Anbeginn. Sie kamen zu Tausenden auf den Kontinent und siedelten sich i.d.R. dort an, wo bereits Landsleute waren. Als sich die australischen Kolonien 1901 zum Commonwealth of Australia zusammenschlossen, lebten deutsche Einwanderer in allen Städten der Ostküste, im Süden und in Perth. Während es in West-Australien und im Northern Territory kaum deutsche Einwanderer gab, lebten sie in den östlichen Kolonien konzentriert - gleiches gilt allerdings auch für britische Zuwanderer nach Australien.