rastlos - Reiseberichte aus aller Welt! Reisebericht Kanada-Alaska 2006 

Banff über Jasper nach Whitehorse

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Sonntag, 02.07 2006
Endlich Urlaub! Da Schmeissi und ich gerade mal wieder in getrennten Städten arbeiteten und lebten, trafen wir uns im ICE der von Leipzig nach Frankfurt am Main fuhr. Beide ausgestattet mit einer cooler Sonnenbrille und einem langsam sprießenden Dreitagebart. Dieser sollte noch drei Wochen gepflegt und gekämmt werden. Bis zum Flughafen verlief diesmal alles problemlos. Zwei Stunden vor Abflug – also wie jeder Tourist – kamen wir am Schalter unserer Fluglinie an. Dort erwartete uns eine riesige Menschenschlage, die sich durch den halben Flughafen erstreckte. Mist! Also erst mal eine Stunde anstellen. Und bei den ersten Sicherheitskontrollen wurde auch schnell klar keine Nagelschere bleibt unentdeckt. Nach 1,5 Stunden kamen wir endlich in die Nähe unserer Maschine. Und auf einmal musste alles sehr schnell gehen, als ob die Gäste dran schuld wären, dass das ganze so lange dauert.
Egal, wir beschlossen uns nicht die Laune verderben zu lassen. Schmeissi klaute als Entschädigung eine Lunchbox im Flugzeug aus dem Speisewagen der Stewardess und später gab’s noch ein Gläschen Scotch. Leider waren alkoholische Getränke an Board kostenpflichtig. Das wurde irgendwann einmal eingeführt, da viele Kanadier mit kostenlosem Alkohol nicht so ganz zurechtkommen (sagte der Stewart). Das Flugzeug war bis auf den letzten Sitzplatz ausgebucht. Es gab drei Filme, von denen zwei mit Antonio Banderas ...nach neun Stunden Flug ohne Schlaf hatten wirs überstanden. Durch die 8 Stunden Zeitverschiebung erreichten wir noch am gleichen Tag – gegen Mittag – die Stadt Calgary. Dort gab es dann eine große Enttäuschung. Der angekündigte Geländewagen den wir bei Alamo abholen sollten, war ein winziger Jeep Liberty. Er war klein, schlecht verarbeitet und extrem sprithungrig. Alle Designelemente waren rund und bunt. Kurz gesagt ein perfektes Auto für Frauen zum Einkaufen. Für vier Personen wäre das Auto schon aus Platzgründen eine Katastrophe. Für uns zwei und unser Gepäck ging es gerade mal so. Das Auto bekam von uns den Spitznamen „Katze“, weil es eigensinnig ESP und diverse Alarm- und Hupsignale unkontrolliert ein- und ausschaltete. Wir fuhren dann mit unserer Katze erst einmal einkaufen.
Umrechnungskurs:1 Euro = 1,44 CAD (Kanadische Dollar)
In alter Tradition kauften wir:
  • Plastikkisten (für die Klamotten gegen den Staub im Geländewagen)
  • Wasserkanister, Reservebenzinkanister
  • Camping Klappstühle
  • Kartuschen für den Gaskocher - es gab nur die OHNE Schraubanschluss!
  • jede Menge Pasta und Suppen
  • Mückenspray, und hossa! Bärenspray (39CAD)
Die Preise waren skandinavisch hoch und uns wurde schnell klar, dass dies ein sehr teurer Urlaub werden sollte. Die Katze brachte uns am Abend noch bis zum Zeltplatz bei Banff 138 km westlich von Calgary.



Banff liegt bereits in den Rocky Mountains und die Berge rundherum wurden immer größer rund um Banff ca. 3000-3600m.

Montag, 03.07 2006
Es regnete. Wir machten nur schnell Katzenwäsche und prellten die Zeche auf dem Zeltplatz. Bei Preisen von 10 bis 30 Dollar für das simple Aufschlagen des Zeltes, bekamen wir keine Gewissensbisse. Wir schauten uns anschließend die Altstadt von Banff an und schlürften ein - zwei Kaffee.

In Banff gibt es jede Menge Souvenirläden, Cafe´s und Outdoorläden. Die durchsuchten wir nach weiteren Ausrüstungsgegenständen - aber außer ein Beil und nen neuen Gürtel für Schmeissi gabs nichts - und überall wurde uns das Bärenspray angeboten... Danach ging es mit dem Jeep weiter zu den beiden wohl berühmtesten Nationalparks in Kanada. Dem Banff- und dem Jasper National Park.

Die Straße "Icefields Parkway" zwischen Banff und Jasper ist ca. 220km lang und führte durch beeindruckende Landschaft (Eintritt 18$/Person). Steile Berge mit Gletscherkulisse und einige sehr hübsch anzuschauende Seen säumten die Straße. Eigentlich hätten wir die Strecke wandern sollen um sie richtig zu genießen - Wanderwege gabs einige... aber Wohnmobil an Wohnmobil säumten neben Bussen voll mit Touristen die Strecke. Die kleinen Rastplätze u.a. in Lake Louis und bei Saskatchewan waren einigemaßen belagert. Ein See (Peyto Lake?) mit herrlich azurblauem Wasser und einer fantastischen Kulisse aus schneebedeckten Bergen hatte es uns besonders angetan und wir unternahmen eine kleine Wanderung. Wir kamen uns vor wie in einer gemalten Landschaft oder einem surrealen Computerspiel.



Der einzige Wehrmutstropfen war, dass wir immer noch nicht allein waren. Etliche Touristen aus Asien hatten natürlich auch schon mitbekommen, wo die Landschaft in Kanada am Besten ist. Etwas nördlicher bestiegen wir später noch einen Gletscher (Athabasca Glacier).

In Jasper angekommen erkundigten wir uns in der Touristeninfo nach möglichkeiten Rafting bzw. Kanu zu fahren. Fürs Kanu fahren riet man uns die Vermilion Lakes - drei miteinander verbundene Seen. Man hätte sich ein Boot für 3 Tage mieten können - leider waren alle der offiziel erlaubten Campsites komplett ausgebucht. Fürs Rafting reichte vor Ort die Strömung nirgends aus - wir sollten weiter Richtung "Grande Cache" fahren dort sollte es irgendwann einen ausgeschilderten Verleih / Veranstalter geben. So stiegen wir wieder in unserer Katze und furhen noch eine Weile.

Den Rafting Veranstallter haben wir dann irgendwie übersehen und so zelteten wir - wie es die Kanadier am meisten lieben - nicht unweit der Straße irgendwo zwischen "Grande Cache" und "Grand Prairie" auf einen ausgeschilderten Zeltplatz. Wir waren die einzigsten auf dem "Parkplatz" - bis auf einen mysterösen Lieferwagen. Am Lagerfeuer sitzend beim 3. Bier kamen langsam Storys auf was denn nun wäre wenn wir mal in den Lieferwagen reinschauen und drin ne Leiche liegt - wir wurden unruhig. Die Vorstellung das Nachts einer von uns "nur mal kurz" das Bier wegstellen muss - während der gestörte Typ vom Lieferwagen mit der Kettensäge hinterm Baum lauert kam auf.....

Dienstag, 04.07 2006
Das Einchecken auf einem kanadischen Zeltplatz funktioniert in der Regel folgendermaßen: Als erstes sucht man sich eins der durchnummerierten Plätzchen. An einem zentralen Punkt des Zeltplatzes – meist am Eingang – gibt es eine Art Briefkasten. Dort füllt man ein Formular aus und zahlt pro Nacht mindestens 10$. Das Formular kommt mit dem Geld zusammen in den Briefkasten. Eine Art Aufseher „Ranger“ sammelt später die Couverts ein und schaut nach dem Rechten.
Wir hatten heute morgen ZWEI Probleme:
1. wir hatten "vergessen" das Geld einzuwerfen
2. kam der Ranger bevor wir abreisten.
Normalerweise waren wir immer sehr früh am Morgen munter, so dass wir noch bevor der Ranger auftauchte, längst wieder mit unserer Katze auf der Straße waren. Aber diesmal hatte wir es mit einem ganz früh aufgestandenen Ranger zu tun. Er überraschte uns noch während wir im Zelt lagen. Zudem hatte der Ranger einen ziemlich großen Hund mit. Dieser rannte mit voller Geschwindigkeit auf unser Zelt zu. Ich hätte fast laut aufgeschrieen und am liebsten das Bärenspray an dem Köter ausprobiert. Er überraschte mich völlig und schnüffelte am Schlafsack. Aber Schmeissi war zum Glück schon fitter. Er sprang raus und stellte sich dumm und erklärte dem Ranger, dass wir keine Ahnung hätten, wie das mit dem einchecken auf Zeltplätzen funktioniere. So wurde der Ranger etwas netter und ließ Schmeissi die Formulare ausfüllen. Da es bei uns fast zur festen Regel gehört, nie die Wahrheit in Formulare einzutragen, hießen wir von nun an „Mr Mukkefuck“ und „Mr Puffmuckel“. Die 10$ wurden wir aber trotzdem los.
Zu den zweifellos schönsten und wichtigsten Dingen im Zelturlaub gehört die Morgendusche. Ob im Meer oder in alter Urlaubstradition aus Wasserflaschen. Diesmal gab es sogar frisches Wasser aus einer Handpumpe am Zeltplatz. Nach dieser eiskalten Abfrischung ist garantiert auch die schlimmste Nacht überstanden und wir fühlten uns wieder fit. Die Begegnung mit dem Ranger mit seinem Hund war schon wieder lustig. Danach ging es mit der Katze auf den Highway. Unser nächstes Ziel war Dawson Greek – eine alte Goldgräberstadt und der Beginn des berühmten „Alaska Highway“ - „Mile Zero“. Dieser führt von dort aus 2451km in nordwestliche Richtung bis nach Fairbanks – der Hauptsstadt von Alaska. Aber die Strecke bis Dawson Greek war absolut unspektakulär. Viele Industriegebiete und Abbaugebiete von Kohle und Eisenerz. Zudem hatten wir extrem schlechte Sichtverhältnisse auf Grund von starkem Smog.


Wir erfuhren später, dass die Kanadier zu dieser Zeit viel mit Walbränden zu kämpfen hatten. In der Hoffnung eine sehenswerte Landschaft am Rande des mehr als 200km langen "Williston Lake" Sees zu finden fuhren wir einen kleinen Bogen über Hudson Hope. Bei der kleine Touristeninfo in Hudson Hope wurde uns als beste Attraktion weit und breit das Freibad angepriesen und da es recht heiß war suchten wir dort eine Abkühlung (2,50$). Unser Bierchen durften wir allerdings – auf Grund der strengen kanadischen Vorschriften – nicht mit ins Wasser nehmen.

Mit dem angefangenen Nachmittag und inzwischen beim 2. Bier fuhren wir noch 30km bis direkt an den Lake Williston ran - nach Dunlevy. Leider gabs nirgends die erhoffte schöne Stelle am See und so wurde der Park/Zeltplatz erst beim 4. Bier schön. Es war ein sehr schwüler Abend und die Sonne knallte selbst in den Abendstunden unbarmherzig. Wir machten uns an die weitere Planung. Alle Karten studierend waren wir einigermaßen deprimiert weil die Strecke seit Jasper keinen Spass mehr gemacht hat - es gab einfach nichts zu sehen und die Natur rundrum erinnerte zu stark ans "Stötteritzer Wäldchen" in Leipzig. Im Prinzip konnten wir anhand unserer Karten ("British Columbia & Alberta" sowie "Yukon Territory" vom ITMB - Internations Travel Maps) sehen das die Strecke auch weiterhin öde sein würde. Wir entschieden uns notfalls bis Alaska zu fahren falls keine interessanten Landschaften auftauchen sollten.

Mittwoch, 05.07 2006
In den frühen Morgenstunden wurden wir von einigen Regentropfen geweckt. Wenn es erst einmal richtig regnet und man liegt noch im Zelt, dann ist das wie Gefangenschaft im Zelt. Man liegt den ganzen Tag im Zelt, weil ein nassen Zelt einpacken keinen Spaß macht und auch sonst keine tollen Alternativen bestehen. Also gewöhnten wir uns an, bei den ersten Regentropfen sofort zu reagieren. In einer Blitzaktion wurde das Zelt zusammengerollt, alles aufgeräumt und einige Minuten später saßen wir in unserer Katze drin. Es war zirka 6.30 Uhr.

Unglücklicherweise ist man nach so einer Aktion total gerädert, schon weil die Dusche fehlte.Wir belohnten uns dafür in dem nächsten Städtchen "Ford Nelson" mit Burger und Kaffee bei A&W. Weiter gings Richtung Watson Lake. Zwischen Toad River und Liard River wurde es plötzlich interessant bei gefährlich anmutenden Wolken und etwas Sonnenschein gabs spektakuläre Landschaften. Kurze Fotostopps unterbrachen die relaxte Fahrerei - inzwischen wurden durch Straßen leerer und es nur vereinzelt überholten wir noch Wohnmobile (RV´s - Recreational Vehicle).


Ab dem Dörfchen Teslin wo wir über 50km entlang des Teslin Lake fuhren blieb die Landschaft schön. Das Wasser des Sees schimmerte Türkies im Sonneschein. Auch die Strecke am Marsh Lake mit dem superklarem Wasser entschädigte für die ewige Fahrerei. Bis zum Abend legten wir 1400 km auf dem „Alaska Highway“ zurück.


Vergeblich versuchten wir ein schönes Plätzchen mit Seeblick zu finden wo wir kostenlos zelten konnten - wir kurvten mit dem Jeep jeden Waldweg rein ...aber entweder lag am ende der Waldwege ein eingezäuntes Grundstück oder es standen Schilder rum mit Zelten verboten ect. Kurz vor „Whitehorse“ – der Hauptstadt von Kanadas nördlichster Provinz „Yukon Territory“ (mit 30.000 Einwohnern) nächtigten wir schließlich auf einem offiziellem Zeltplatz an einem kleinen Bach.

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