rastlos - Backpackerstories aus aller Welt! Reisebericht Indonesien 2003 

Bali - Vulkanbesteigung Mt. Agung

28.07.03
Endlich die erste Attacke Montezumas überstanden und nun konnte es zu neuen Abenteuern aufgehen. Wie verabredet standen am Morgen 2 total abgewrakte Typen vorm Hotel mit dem Jeep-chen. Das Ding sah aus wie ein 4 Wheel Drive - wars aber nicht (95.000Rp/Tag incl. Versicherung was auch immer die damit meinen). Einigermaßen Bodenfreiheit war dennoch gegeben und AirCon hatte sie auch - aber klein war die Karre! Unsere beiden Kraxen passten gerade so rein aber egal.


Zuerst langsam wieder eingewöhnen - fährt sich wie ein Trabbi - Gangschaltung und Kupplung absolut ausgeleiert , Bremsen funktionieren fast gar nicht und anspringen tat er nur wenn er Lust hatte, Beleuchtung also Blinken tat er nur am Anfang als ich alles durchcheckte - Bremslicht und Scheinwerfer funzelten fast nicht sichtbar. Trotzdem wir freuten uns riesig.
Wir fuhren siehe Karte zuerst an der Küste entlang nach Tama Lot - einem beliebten Touristen Ziel :( - klar B. hatte sich das ja auch aus dem Reisführer rausgepickt.


Mit dem Auto waren wir trotzdem eine Rarität den die allermeisten Touris wurden von Bussen rangekarrt. Alles drehte sich hier um den kleinen Tempel im Wasser der nur bei Ebbe zu Fuß erreichbar war. Irgendwie fanden wir es schön hier und buchten und in einem der Hotels besser gesagt Bungalowsiedlung ein. Hier waren wir dann ganz allein und genossen den Nachmittag am Pool. Schauten den "Holzfrauen" zu den auf dem gegenüberliegenden Berg wie im Kasperle Theater Holz ranschafften.

Auch sonst gab die Umgebung genug her um ein paar Stündchen umherzuschlendern und den Sonnenuntergang zu beobachten


Abends dann traditionell Essen im angeschlossenen Restaurant und Pläne für die nächsten 5-6 Tage gemacht. Wir beschlossen einmal quer über die Insel Bali zu fahren und dann der Küste entlang zurück. Zuerst unterschätzt man die Entfernungen hier ziemlich, alle Straßen außer an der Küste schlängeln sich überall in Serpentinen die Berge herauf und herunter. Weiterhin muss man sich erst dran gewöhnen in Halsbrecherischen Manövern in Kurven Berghoch die langsamen Viehekel (Eselskarren, Vieherden, Überladene Lastwagen, Mopedfahrer usw.) zu überholen. Unfälle sind entsprechend häufig. Zum Glück passte ich mich der allgemeinen Fahrweise recht schnell an - und B. gewöhnte sich schnell an meine Fahrweise....

29.07.03
Heute hatten wir die Strecke bis zum Mt Agun (Agung) geplant. Der Mt Agun ist der höchste Berg Balis - ein inaktiver? Vulkan mit 3150m Höhe.



Nach 6h Fahrt und einigen Pausen und Verirrungen kamen wir gegen 15:00 in Pampatan oder so ähnlich an. Dieses kleine Dorf ist die letzte Station bevor eine schmale Straße bis auf 1500m hinauf auf den Mt Agun führt. Obwohl wir wussten das es schon zu spät war den Vulkan zu besteigen, fuhren wir die 30 Minuten Serpentinen bis zum Ende der Straße hinauf.

Doch die Fahrt war ziemlich aufreibend. Unser kleiner Suzuki schaffte es größtenteils nur im ersten Gang und manchmal gar nicht. Das hieß dann rückwärtsrollen bis man zu stehen kommt, da ja die Bremsen nicht richtig funktionierten und die Handbremse sowieso nicht. Mit Anlauf und ordentlich hoher Drehzahl gelang es uns aber bis hinauf. In dem Tempel ca. 100m über dem Parkplatz erwartet uns das friedliche Panorama über die Wolkendecke.


Hier oben herrschte ziemliche Stille und es war angenehm kühl und trocken. Die sonst bedrückende Schwüle und Hitze gabs hier oben nicht mehr. Zwei als Mönche verkleidete Balinesen erboten sich, uns durch ihren verfallenen Tempel zu führen. Quasi als Eintritt wurde das tragen eines Sarongs angeordnet. In diese "Decke" wickelt man sich dann quasi zweimal ein und sieh aus wie ein Hippi. Bernadett dachte erst sie kann sich in ihren eigenen Lumpen einwickeln den sie gerade dabei hatte - aber das ging nicht - es musste schon ein geliehener verlauster dreckiger Sarong sein. Nagut dann eben die lächerlichen 2000Rp bezahlt und wir hatten unsere Ruhe.

Eigentlich wollten wir auch nur hier rumstöbern um den Einstieg in den Wanderpfad zum Gipfel zu finden. Alle Gebäude die es hier mal gab mussten wohl von besseren Zeiten stammen denn sie waren ziemlich verwahrlost und dem jetzigen Verhältnissen überdimensioniert. Einige Dutzend schöner Fotos später und erfolgloser suche des Wanderwegs begaben wir uns zurück zum Auto. Wir waren die einzigen Touristen weit und breit... das gefällt. Es dämmerte langsam daher beschlossen wir nach Pampatan zurückzufahren - irgendwas essbares finden. In dem dem einzigsten vorhandenen Restaurant kehrten wir nach langer suche ein. Auch Zimmer konnte man mieten aber wir hatten einen Plan.

Wir wollten möglichst lange im Restaurant abhängen und um Mitternacht bei Vollmond auf den Vulkan klettern. Wir bestellten reichlich und aßen langsam. Auch hier waren wir die einzigsten Gäste. Der Besitzer bot an mit uns eine Runde Tischtennis zu spielen und so gesellten wir uns dazu. Dann noch mal ordentlich ins Glas geguckt und natürlich gebrauch von den Toiletten gemacht. Um 22:00 waren dann neben den Moskitos aus den nahen Reisfeldern auch die Gastgeber müde und so trollten wir uns. Wir verrieten niemandem dass wir auf den Berg wollten da wir sowieso von allen Seiten gefragt wurden und sich jeder als Guide (Reiseführer) aufdrängen wollte. Wir hatten aber keinen Bock hinter irgendwelchen Typen herzutraben noch Lust Geld dafür auszugeben. Also fuhren wir möglichst leise dem Berg entgegen. Trotzdem machten wir wahrscheinlich das halbe Dorf wach - schließlich pennten die alle ab 20:00 (2h nachdem es Dunkel wurde), und ich musste volle Drehzahl fahren. Bellende Hunde und das Zierpen der in den Feldern lebenden Insekten begleiteten uns. Auf dem Gipfelparkplatz angekommen waren wir noch die einzigsten. Wir versuchten ein Stündchen zu schlafen - aber nix da. Die ersten 2 Einheimischen trafen auf dem Parkplatz ein und schlichen um unser Auto. - Scheiße! Kurz darauf kam ein Auto mit 2 Touristen und einem weiteren Guide an. Mit dem Pärchen (2 Franzosen) unterhielten wir uns eine Weile. Sie hatten in irgendeinem Hotel diese Tour gebucht und eine fette Stange Geld bezahlt. Wir entschlossen uns hinter den Franzosen herzulaufen um den Einstieg in den Wanderweg zu finden.

30.07.03
Um kurz vor Mitternacht gings los. Stirnlampe und Jacke, Fototasche sowie ein paar von B.´s Müsliriegeln sowie 2 Flaschen Wasser - das musste reichen für die Wanderung. Wir wurden von allen Seiten bequatscht und mehrere Einheimische Reisebegleiter folgten uns obwohl wir immer verneinten und niemanden anguckten. Der Einstieg zum Wanderweg führte zuerst quer durch den Tempel durch und dann durch ein nun geöffnetes kleines Tor an der hinteren linken Seite der Tempelmauer. Im Prinzip beginnt der Wanderweg vom Eingang des Tempel betrachtet genau hinter dem Tempel. Zuerst unter niedrigen Bäumen und Büschen dann mit immer niedrigerer Vegetation. Der Weg verlief von Anfang an auf dem Rücken einer der Bergflanken, im 45 Grad Winkel. Wir legten ordentlich Tempo vor und waren Schließlich weit vor den Reiseführern und den Franzosen am Berg.

Den Weg konnte man quasi nicht mehr verfehlen - einfach der Nase nach rauf auf den Berg, einen Weg gabs ab 2000m Höhe eh nicht mehr. Auf allen vieren halb kletternd, halb kriechend zogen wir uns die nächsten 3-4h bis zum Gipfel hoch. Der Aufstieg rockte ordentlich. Wir waren über den Wolken und der Mond schien klar. Einige Pausen später und ziemlich erschöpft kamen wir verschwitzt auf dem Kraterrand an. Es war ziemlich windig und Arsch kalt hier oben auf über 3100m. Wir beide frohren überall. Leider hatten wir die wirklich warmen Klamotten im Auto gelassen. Wir wussten nicht wann der Sonnenaufgang erfolgt und so warteten wir eine Ewigkeit.


Inzwischen waren auch die Balinesen und Franzosen vor Ort und noch rund ein halbes Dutzend weitere Touristen und Bergführer. Zum Sonnenaufgang wurden wie immer und überall in Bali kleine Opfergaben auf dem Kraterrand verteilt. Diese kleinen Opfergaben bestehen aus quadratisch gefalteten Palmenblättern mit Reisklumpen, Blumen und anderem Krams. Diese werden von den Balinesen an Straßenkreuzungen, vor Eingangstüren und kleinen Schreinen jeden Tag frisch aufgebaut. Affen und Haustiere haben so immer was zu essen - auch ich habe manchmal mit mir gerungen die Opfergaben nicht zu verspeisen bzw. die geopferten Cola/ Wasserflaschen zu mopsen.

Kurze Zeit später nachdem B.s Fotoapparat wegen leerer Batterien (aufgrund der Kälte?) nicht mehr funktionierte begaben wir uns auf den Abstieg. Erst jetzt sahen wir über was für gefährliche Felsspalten und Abgründe wir uns die Nacht entlang geschlängelt hatten. Mit der Sonne stiegen auch die Temperaturen - unsere Wasserflaschen waren bis auf die Notration leer.


Ich lief vor und kämpfte wie immer mit meinen Knien - scheisse tat das weh. B. kämpfe auch - vor allem mit ihrer Wut - diesen Berg hinaufgestiegen zu sein. Irgendwann gegen Mittag erreichten wir die Karre - hinter uns rannten die Einheimischen her - und einige warteten schon am Auto. Unser Plan einzusteigen und schnell abzuhauen klappte also nicht mehr. Also machte ich mich bereit für ein dummes Streitgespräch - geübt von einigen Diskussionen zuvor wegen anderen Abzocktricks der Indonesier. Bernadette fiel total erschöpft und wütend in den Suzuki - ich wartete auf den passenden Moment ins Auto zu springen und die Tür schnell von innen zu verriegeln. Leider gabs diesen Moment nicht und die Wegelagerer ums Auto wurden mehr. Auch die Tempelfutzis waren dabei. Die Türe wurde von 2 Einheimischen festgehalten - da half nur Motor starten und Augen zu. Die Diskussion wurde härter - ich verstand immer noch nicht warum. Die wollten das wir Geld für die Bergführer bezahlen - den wir nie gewollt oder vereinbart hatten. Dann hieß es Geld für den Eintritt auf den Berg. Eine Eintrittskarte oder sonstige Legitimation der schwankenden Forderungen hatten sie nicht. Schlussendlich wollten sie nur noch 95.000 Rp für die Parkplatzgebühr… ich gab Gas. Wildes Geschreie und Gezeter die Typen wollten mir die Tür abreißen. Also beauftragte ich B. aus dem anderen Fenster kleine Geldscheine zu halten um die Typen abzulenken - super die rannten ums Auto - ich gab Gas. Insgesamt 5000Rp kostete letztendlich der Spaß - nichts wie weg. Aus Angst die Typen könnten hinter uns herfahren gab ich weiter Speed. Total übermüdet fuhr ich an Pampatan vorbei dann Richtung Nordostküste Balis.


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Indonesien 2003