Australien-Auswanderer, Assissted Migration und Gold

Ab den 1820-ern wanderten mehr und mehr freie Siedler und Unternehmer mit Kapital nach Australien ein. Durch die 30-er Jahre hinweg hielt der Zustrom an. Generell setzte ein Umdenken ein; Briten und Australier distanzierten sich zunehmend von der Idee einer Strafkolonie. Stattdessen wurde eine freie Siedlerschaft propagiert. Programme, die Auswanderern die Überfahrt finanzierten, wurden ins Leben gerufen und fanden regen Zuspruch. Arbeitgeber in Australien zahlten für die Schiffsreise, der Einwanderer verpflichtete sich beispielsweise zu zwei Jahren (unter-)bezahlter Arbeit auf deren Farmbetrieb. So kamen zwischen 1837 und 1850 wenigstens 86.000 Einwanderer nach New South Wales, viele zunächst nach Sydney, ab 1839 wurde Melbourne ebenfalls populär.

Auch deutschen Einwanderern stand diese Möglichkeit der "assisted migration" offen. Die Altlutheraner, die 1838 nach Südaustralien gingen, machten davon Gebrauch, ebenso viele der Einwanderer nach New South Wales und späteren nach Queensland, wo sie, wenn sie ihre Überfahrt selbst bezahlten, Anrecht auf Land erhielten. Wurde ihre Reise gesponsert, bekam der jeweilige Reeder oder Arbeitgeber die Land-Order.

Häftlinge, Ehemalige, Siedler und Grundbesitzer, die Gesamtzahl der weißen Bevölkerung in den australischen Kolonien um 1851 war etwa doppelt so groß, wie die der Ureinwohner. Letztere wurde auf 200.000 geschätzt: Sie dominierten die noch unerforschte nördliche Hälfte des Kontinents, während sich die Weißen im Süden ausbreiteten. Zu dieser Zeit kam ein gewichtiger Faktor ins Spiel, der die weitere Entwicklung Australiens bestimmen sollte: Gold. New South Wales und das junge Victoria waren Hauptschauplätze des australischen gold rush. Der Hafen Melbournes platzte förmlich aus allen Nähten, alle Neuankömmlinge unterzubringen wurde zum Problem, denn mit der Aussicht auf schnellen Reichtum strömten zwischen 1851 und 1860 wenigstens 600.000 Auswanderer auf die Goldfelder Australiens, v.a. Briten, aber auch Chinesen, Amerikaner und Kontinentaleuropäer, darunter viele Deutsche.

Nur wenige wurden wirklich reich. Für die Entwicklung Australiens markierte der "gold rush" aber einen Wendepunkt, nicht vorrangig wegen der Masse, die er anzog, sondern weil ein anderer Typ Auswanderer ins Land kam: besser ausgebildet als Auswanderer vorher, lese- und schreibkundig, "middle class men of the highest respectability" mit egalitären Idealen und Unternehmergeist. Mit diesen Einwanderern verwandelten sich die australischen Kolonien innerhalb weniger Jahrzehnte von "slightly backward pastoral outposts into some of the most important and wealthy colonies in the British Empire", mit demokratisch gewählten Regierungen, aufstrebender Wirtschaft und mehr als zwei Millionen Einwohnern.

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