Kunst und Kultur in den USA
Allgemein
Aus europäischer Sicht scheint es zwar weder Kunst noch Kultur in den USA zu geben, doch diese Vorbehalte stimmen so nicht. Pollock, Hopper, McCarthy, Hemingway, Steinbeck, Salinger, Warhol oder Lichtenstein – sie alle haben die Kunst in den USA geprägt.
Die Beat-Generation
Während nach dem Zweiten Weltkrieg ein großer Teil der Bevölkerung dank Wirtschaftwunder, elektrischer Haushaltsgeräte, Boom in der Automobilindustrie, Fernsehen und Werbung in der Mittelmäßigkeit versank, entstand die wohl wichtigste Kulturrichtung – die Beat-Generation – von der die Vertreter der Counter Culture in den 1960-er Jahre stark beeinflusst waren. Die bekanntesten Vertreter dieser Generation wurden als Beat-Dreigestirn bezeichnet:
Allan Ginsberg, Jack Kerouac und William Burroughs. 1957 fand die Six Gallery Reading in San Francisco statt und nachdem Allan Ginsberg die erste Strophe seines Gedichts Howl vorgelesen hatte, drängte ihn das Publikum, das komplette zehn-seitige Gedicht vorzutragen - was er auch tat. Howl ist eines der berühmtesten Gedichte der Welt. Allerdings wurden diese Künstler aufgrund ihrer Homosexualität damals in der Gesellschaft ausgegrenzt. Aber neben Bebop und Rock 'n' Roll trauten sich immer mehr Amerikaner - dank Beats - in Jazzclubs. Einen der bedeutendsten und für die damalige Zeit schockierendsten Frauenromane schrieb in den 40-er Jahren Mary McCarthy: Die Clique. McCarthy's Frauenbild war so modern, dass der Roman erst in den 60-er Jahren verfilmt werden konnte.
Die Counter Culture
Ende der 50-er Jahre fing es an, in der jungen amerikanischen Gesellschaft zu brodeln. Rassismus, schlechte Studienbedingungen, Mittelmäßigkeit und Kleinbürgertum führten zu einer ganz neuen Kulturform, der Counter Culture. Allgemein sind die Vertreter dieser Generation als Hippies bekannt. Die Hippies waren jedoch nur ein Zweig dieser Generation. Es gab unter anderem die Black Panther, die die Rechte der Schwarzen militant vertraten, Frauen- und Studentenbewegungen und viele mehr. Diese Generation prägt noch bis heute unser Bild. Untergrundzeitungen, Musik und Kunstrichtungen, freies Denken, freies Leben; all das wäre ohne die 60-er Jahre nicht denkbar. Aus dieser Zeit kommen Künstler wie die The Grateful Dead, Jimmy Hendrix, Janis Joplin, Andy Warhol.
Die Yuppies und Generation X
Anfang der 70-er Jahre war der Spuk wieder zu Ende. Aber vieles von dem, wofür die Mitglieder der Counter Culture einstanden, gehörte nun zum normalen Leben. Neue Musikstile wie Classicrock, Disco und Punk dominierten nun die Kulturszene. Spaß haben und Leben war die Devise. Die Welt verbessernde Ernsthaftigkeit verlor zunehmend an Bedeutung. Diskotheken und Clubs schossen wie Pilze aus dem Boden. Nur der Punk fing wieder an, die Zustände in der Gesellschaft zu thematisieren.
In den 80-er Jahren dominierte die Popkultur. Konsument war hier überwiegend die neue entstandene Yuppie-Kultur (Young Urban Professionals). Plötzlich rannten junge Leute in schicken Anzügen herum und wollten rasch Karriere machen. Bret Easton Ellis Roman „American Psycho“ kritisiert diese kulturelle Entwicklung und zeigt deren ungesunde Auswüchse auf. Ende der 80-er bis in die 90-er gab es die Gegenkultur zum Yuppie, die Generation X. Sie formte sich aus jungen Leuten, die in den 60-er Jahren geboren wurden.
Die oft widersprüchlichen Erziehungsstile ihrer in den 60-ern hoffnungslos überforderten Eltern sorgten dafür, dass viele junge Leute selbst keine eigene Richtung fanden. Aus der Generation X entstanden die Musikstile Grunge, Alternative und Independent. Mit der wieder geborenen Pop Art der 90-er hatten sie nichts am Hut. Zu ihren Idolen gehörten jetzt selbstbestimmte Künstler wie Johnny Depp, Ethan Hawke, River Phoenix, Nirvana, Gus van Sant und Douglas Coupland.
Generation Y findet den Einstieg in die digitale Welt
Ab Ende der 90-er hat sich dann durch das Internet eine komplett neue Cyber-Kultur entwickelt. Facebook, Youtube, MySpace und Co. sind verantwortlich für die eigene öffentliche Darstellung. Online Spiele wie World of Warcraft laufen den „alten“ Printmedien den Rang ab, Filme werden selbst gedreht, anstatt sich diese anzusehen – kurzum, das Individuum stellt sich selbst in den Mittelpunkt. Ob es noch einmal einen gesellschaftlichen Umbruch wie in den 60-ern gibt, bleibt abzuwarten.