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Do 25.09.2004
Wir brachen erneut unser Lager ab und machten uns auf die letzte Etappe - unser vorletzter Tag auf Hokkaido war angebrochen.



Noch einige Abschiedsfotos von dem echt faszinierenden türkiesfarbenen Wasser und los gings. Onsen diesmal bei der Konkurrenz zur Jugendherberge gegenüber - war auch nicht wirklich besser. Irgendwie ist alles hier in den 70er Jahren stehen geblieben sogar die Bedienung. Wir fuhren die N241, N242, N38 nach Tokachi genauer nach Obihiro. Dort wollten wir ein Ryokan suchen - ich wollte endlich selbst ausprobieren was ein Ryokan ist. Angeblich sei ein Ryokan ist soviel wie ein Gasthaus mit traditionellem Essen. Es gibt nette kleine in Privathäusern gelegene oder eben welche in 10 stöckigen Hotelartigen Bauten. Leider waren die Preise überall weit entfernt von unserem Budget und selbst in den weniger einladenden Häusern wollte man weit über 100Euro/Nacht. Man man man was ist da so besonderes dran. Im Stadtzentrum von Obihiro aßen wir Mittag - buta-donburi . Da die Gegend bis vor wenigen Jahren kaum eigene Attraktionen zu bieten hatte, so wurde mir von Tomomi erklärt, kam ein pfiffiger Geschäftsmann auf die Idee Buta-Donburi zu hypen. Und inzwischen ist Buta-Donburi in ganz Japan bekannt. Es besteht aus gegrillten Schweinefleisch unnnnnd... RICHTIG....Reis. Jawoll. Wir fanden schließlich etwas ausserhalb nach 10km fahrt durch den Wald einen öffentlichen Zeltplatz. Unterwegs wollten wir schon einige male umkehren da wir es kaum glauben konnten nach dem ursprünglichen Hinweisschild Zeltplatz über 10km auf Schotterpiste durch den Wald zu fahren. Hier war es sehr ruhig und wir waren die einzigsten Gäste. Man hätte sogar eine der vorhandenen Hütten kostenlos benutzen dürfen - aber wir zelteten lieber.



Abend sind wir dann um den Urlaub nochmals richtig ausklingen zu lassen in einem größeren Ryokan gegangen - zum baden bei Sonnenuntergang. Die 2 Stunden gingen ziemlich schnell rum, mit 3 Saunen und 12 verschiedenen Becken auf mehreren Etagen verteilt kam keine Langeweile auf. Bärenhungrig sind wir danach wieder ins Zentrum von Obihiro gefahren (Parkplatz 300Yen/Stunde) um Essen zu gehen.



In einer speziellen Fressmeile suchten wir uns einen Imbiss aus. Das witzige war das jeder kleine Imbiss nur 5-7 Sitzplätze hatte und von jeweils einem Ehepaar betrieben wurde. Die Frau wischte und machte kassierte usw. der Mann stand am Grill und briet ALLES was man sich vorstellen konnte Fisch, Seeigel, Fleisch, Muscheln, Camembert usw... Irgendwie kamen mir Erinnerungen an die Reise 2003 in Südostasien auf - bloß das hier natürlich alles gesitteter zugeht als in Bangkok oder Jakarta. So saßen wir den ganzen Abend in der Fußgängerzone - Fressbude an Fressbude und probierten alles durch. Eine Speisekarte gab es natürlich nicht und auch die Preise wusste man im vorhinein nicht. Nach 3 Bier und 15 Fleischspießchen (ich hoffe es war Fleisch) torkelten ich zum Auto. Wir fanden sogar den Zeltplatz wieder und alle war gut.



Fr 26.09.2004
Der letzte Tag auf Hokkaido - und der fing gut an. Noch etwas verkatert machte mich Tomomi wach - guck mal...



ooohhh 3 Schulbusse riesengroß brachten ungelogen 200 Kinder in Schuluniform auf den Zeltplatz. Es wurde laut. Eine Karre mit Lautsprechern rollte an und per Lautsprecher wurden die Kinder dirigiert. Appell dann Grüppchen bilden - Jungs laden den LKW mit Zelten und Essen ab, Mädchen machen Feuer und kochen Essen. Auf einen Schlag war überall Trubel und wir machten das wir fortkamen. Die Suche nach einer Onsen war etwas schwierig da wir ziemlich früh unterwegs waren und erst ab 10:00 Onsen aufmachten. In einem 70er Jahre Betonkunstwerk wurden wir glücklich. Jetzt stand "Glücks Königreich" auf dem Programm.



Überall in Hokkaido hatten wir die Werbung für "Glücks Königreich" gesehen mit einer Deutschlandfahne als Hintergrund. Dem wollte ich auf den Grund gehen und so erreichten wir gegen Mittag das etwas abgelegene Gelände dank zahlreicher Hinweisschilder zwischen Obihiro und Sarabetsu. Es hatte den Anschein das dies hier ein Vergnügungspark gewesen war - mit Thema Deutschland.




Ein großes Schloss und zahlreiche Nebengebäude haben die Japse hier nach deutschem Vorbild gebaut - unglaublich. Max und Moritz mit den Gebrüder Grimm Denkmal einer Rapunzelturm und nem Trabbi. Klasse.



Irgendwie surreal hoch drei. Alles Menschenleer - der Eingang verrammelt anscheinend ist der Betreiber pleite gegangen. Das störte uns aber nicht und wir schlenderten 2h durch die Straßen der nachgebauten Stadt. [Schmeissi: Lustiger Hinweis vom 02.06.2008 von Guntram Rother aus Dresden
Hallo Stefan San und Deine liebe Frau! Nach langer Zeit habe ich mal wieder im Internet nach dem "Glücks Königreich" in Obihior geschaut. War total begeistert, dass es das -wenn auch als Ruine- immer noch gibt. Ich bin damals 1988/89 der Chefarchitekt für dieses Konstrukt gewesen. Der Initiator, Herr Atsuo Nishi, hat mich und meinen Partenr, Karl-Hermann Schwabe, aus Gudensberg bei Kassel engagiert, weil wir zu dieser Zeit die absoluten Experten für die Erhaltung historischer Kulturdenkmäler und insbesondere für Fachwerkhäuser waren. Ich war zu der Zeit als Denkmalpfleger der Stadt Kassel und als Architekt mit meinem Kollegen Schwabe tätig. Die meisten Bauwerke habe ich nach Vorbildern aus Kassel rekonstruiert, die im Krieg zerstört worden waren. Ausserdem haben wir zwei historische Fachwerkhäuser aus der Zeit um 1700 in Deutschland abgebaut, verschifft und in Obihiro mit echt deutschen Zimmerleuten wieder aufgebaut. Da die Japaner ja alle ihre Bauwerke alle ca. 100 Jahre abreissen und wieder neu aufbauen, sind diese beiden nordhessischen Fachwerkhäuser jetzt die ältesten Bauwerke in Japan!!! Die Pflastersteine stammen übrigens aus Dresden und nicht aus Ost-Berlin. Ich könnte noch viele Geschichten zu dieser Episode erzählen, denn ich war fast 1 1/2 Jahre in Obihiro! Die ganze Geschichte hat auch einen sehr ernsten gesellschaftspolitischen und historischen Hintergrund, der sehr viel mit der mytholigischen und ideologischen Nähe der Grimmschen Märchen und dem Schintoismus zu tun hat.... Aber dazu vielleicht später einmal? Seid gegrüsst von Rother San aus jetzt aus Dresden - woher die Pflastersteine kommen...Ciao!
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Dann mussten wir weiter - unsere Fähre sollte um 21:00 starten. Bis dahin waren es noch 250km. Also weiter die N236 und R111 und stopp - scheisse die gut ausgebaute Strasse war plötzlich gesperrt. Etwas irritiert fuhr ich bis zur Kante der Straße - aber tatsächlich die in der Karte gestrichelt eingezeichnete Straße war noch nicht fertig. Und ich dachte das sei ein langer Tunnel. Schade also die letzten 20km wieder zurück. Nun hatten wir etwas Zeitdruck da wir einen größeren Bogen bis zur Küste fahren mussten.



Die R55 dann N236 an der Küste entlang. Ab und zu einige Fotos vom Sonnenuntergang gemacht und pünktlich 20:00 im Hafen von Tomakomai angekommen. Am Schalter bezahlt (Tomomi hatte telefonisch vorreserviert 42300Yen 2 Personen+Auto) und ab in die Kabinen. Wir hatten gleich die Kategorie nach der Holzklasse aber das war OK, Doppelstockbetten in einem Raum mit insgesamt 16 Betten.



Wir sparten uns durch die Fähre 3 Tage Rückfahrt denn die 23stündige Schifffahrt sollte uns bis auf die Höhe von Tsuruga bringen.



Sa 27.09.2004
Den ganzen Tag verbrachten wir damit die Onse im Schiff zu benutzen und Video zu schaun. Nebenbei immer mal ein Blick auf die Olymischen Sommerspiele die zur Zeit gerade Live übertragen wurden. Frühstücks Buffet für 1000Yen/Person war garnichtmal so gut aber ich hatte ja Instant-Curry Reis dabei - und den machte ich mir dann. Um 20:00 verließen wir die Fähre und fuhren die letzten 50km bis nach Mizuho City.





Fazit:
Alles in allem sind wir wohl nur knapp 3000km gefahren aber in Japan ist das Wahnsinn. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 30km/h - wegen der Höchstgeschwindigkeit von meisten 60km/h und den vielen Ampeln. Trotzdem würde ich es genauso wieder machen da man mit dem Auto einfach flexibler ist und massig Geld spart. Benzin kostet unter 95Yen. Wie erwähnt ist es manchmal selbst in Hokkaido schwierig schwarz zu zelten aber Grundsätzlich machbar. Bei den kommerziellen Zeltplätzen kann man nicht wirklich Geld sparen, es sei denn man erwischt einen öffentlichen der sogar kostenlos sein kann - wenn man ihn denn findet
Tipp1: kleine unscheinbare Schilder manchmal bereits 30km vor dem Campingplatz zeigen einem den Weg oder
Tipp2: Outdoor Japan --> Hiking --> Hokkaido anklicken - für eine Liste teils kostenloser Campingplätze.
Abgesehen davon das wir es öfters erlebten das die privaten Zeltplätze ausgebucht waren - sind sie schweine teuer - also 40Euro/Nacht ist da nichts besonderes. Ernährung dagegen ist wirklich kein Problem selbst mit kleinem Budget wie unserem gabs jeden Tag was anderes zu essen. Die vielen Convinience Stores MiniStop, FamilyMart, Lawson, Seicomart, SevenEleven und wie sie alle heißen haben immer was preiswertes da - für 400Yen wird man satt und das 24h/7. Ansonsten gibt es auch so viele FastFood Ketten wie CoCoItchi (Curryreis ist Programm!) , Mosburger, Sushi, McDonals usw. bei denen man auf jeden Fall unter 600Yen satt wird und Getränke also Wasser/Tee ist generell überall kostenlos zu haben. Geld kann man überall abheben wenn die EC-Karte mit dem Maestro Zeichen ausgestattet ist. Mit meiner Citibank Karte hatte ich zwar so meine Probleme an original Citibank Automaten aber bei der Konkurenz funktionierte sie meistens (Citibank erstattete mir im nachhinein sämliche Gebühren die mir dadurch entstanden sind). Inzwischen sind wirklich überall die wichtigsten Hinweise auch in Lateinischen Buchstaben meist auf Englisch beschrieben - was ja seöbst vor 4 Jahren in Tokyo noch nicht selbstverständlich war. Englisch können die Japaner aber grundsätzlich nicht sprechen und verstehen - daran hat sich nichts geändert auch bei jungen Leuten nicht. Nachdem ich nun Tokyo als Vergleich habe, hat sich zwar mein Bild über Japan etwas erweitert aber nicht wirklich positiver gestimmt. Überall sind Menschen nirgends unberührte Natur. Außer im Daisetsu-zan Nationalpark war es nie möglich seinen Blick schweifen zu lassen ohne irgendwelche von Menschenhand verändertet Natur zu erblicken, Strommasten, Staudämme, zubetonierte Berghänge, Küsten. Hunderte von Kilometer waren die Küsten mit Betonwellenbrechern zugemauert. Einfach schade selbst in Hokkaido. Da lob ich mir mein Leipzig!





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