Weinbau in Australien

Im internationalen Vergleich ist Australien ein eher kleines Weinbauland. Doch in Sachen Qualität zählt der 5. Kontinent inzwischen zu den ganz Großen. Als erste Weine von der Südhalbkugel haben es die australischen Weine geschafft, an der Dominanz der großen europäischen Weine zu kratzen. Vor allem Rotwein aus Australien, ganz besonders der Shiraz, ist zu einem Inbegriff der aufstrebenden Weinbaunation Australien geworden. Weinbau wird in Australien im Süden des Kontinents betrieben, in den Bundesstaaten New South Wales, South Australia und Victoria. Dazu kommt ein kleiner Bereich im Westen Australiens, der sich rum um die Stadt Perth erstreckt.

Anfang 1788 kamen die ersten englischen Sträflinge mit ihren Wärtern nach Australien. Sie landeten an der Südostküste Australiens, wo im selben Jahr die Stadt Sydney gegründet wurde. 1791 entdeckte Arthur Phillip, der Gouverneur, an einem Rebstock, den er gepflanzt hatte, die ersten Trauben. Damit war im Prinzip der Grundstein für den Wein aus Australien gelegt. 1822 war ein bedeutendes Jahr für das Weinbauland Australien. Zum einen gewann ein Wein Gregory Blaxlands, den er auf seiner Farm bei Sydney erzeugt hatte, bei einer Weinschau in London die Silbermedaille und zum anderen verfasst der in Australien lebende Schotte James Busby sein „Praktisches Handbuch“ über den Weinbau, das vielen Farmern den Weg in den Weinbau ebnet. Busby war er auch, der 1833 auf seiner Farm im Hunter Valley Syrah-Reben aus Frankreich setzte, die heute als Shiraz bekannt sind und wesentlichen Anteil am Erfolg der australischen Weine haben. In der Folge ließen sich immer mehr Europäer in heutigen Weinbaugebieten des Landes nieder und begannen Reben zu kultivieren. Berühmte Beispiele sind Dr. Christopher Penfold, Joseph Ernest Seppelt und Thomas Hardy. Nach dem der Goldrausch abgeflaut war, suchten immer mehr Goldgräber ihr Glück in der Landwirtschaft, einige dieser Glücksritter wurden erfolgreiche Weinbauern. So erlebte der australische Weinbau nach und nach einen Aufschwung. Durch die Reblaus, die 1875 erstmals in Australien auftrat und sich über das ganze Land ausbreitete sowie durch die Bankenkrise von 1893 bedingt kam der Weinbau in Australien mehr oder weniger zum Erliegen.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kam wieder Schwung in den australischen Weinbau. Einige bekannte Weinerzeuger, wie Penfold und Hardy begannen trockene Rotweine zu erzeugen, da sie erkannt hatten, dass der Weltmarkt nach dieser Art von Weinen verlangte. Dies war im Prinzip die Initialzündung. Von diesem Zeitpunkt an wandelte sich Australien zu einer echten Weinnation, die heute vor allem für ausgezeichnete Rotweine bekannt ist, die als Cuvée oder sortenreiner Wein auf den Markt kommen. Große erfolge werden inzwischen auch mit Weißweinen aus Chardonnay, Riesling und Semillon erzielt. Diese werden trocken ausgebaut, zum Teil auch edelsüß. Ein Schwerpunkt für Weißweine liegt im Hunter Valley, während Rotweine, vor allem der berühmte Shiraz aus vielen unterschiedlichen Anbaugebieten des Landes stammen. Ein Ende des Erfolges ist nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil noch wächst die Weinbauszene in Australien und das erklärte Ziel der Weinindustrie ist es, in den nächsten Jahren zu einem der einflussreichsten Weinbauländer der Welt zu werden.

In Australien kommt den Rebsorten Shiraz, Chardonnay, Cabernet Sauvignon, Semillon und Riesling in der genannten Reihenfolge besondere Bedeutung zu. Selbstverständlich werden auch andere Rebsorten kultiviert und zu Wein verarbeitet, zu nennen sind sicherlich noch Merlot und Pinot Noir, auf die aber nur ein kleiner Teil der Rebfläche entfällt. Des Weiteren werden Rebsorten wie zum Beispiel Grenache, Sauvignon Blanc und Trebbiano angebaut. Die Aufteilung nach roten und weißen Sorten sieht in etwa so aus: 60% rote Rebsorten und 40% weiße Rebsorten. Insgesamt stehen in Australien rund 170.000 Hektar unter Reben. Ein Teil der Rebfläche wird auch für die Produktion von Tafeltrauben und Rosinen verwendet.

Die berühmtesten Weinbaugebiete Australiens liegen an der Südküste des Kontinents, wo sie unter dem kühlenden Einfluss des Pazifiks bzw. des Indischen Ozeans stehen. Ausnahmen sind das Hunter Valley und Margaret River. Aus dem Binnenland Australiens stammen in der Regel nur einfache Weine, die in großen Mengen zu günstigen Preisen auf den Markt gebracht werden. Häufig handelt es sich dabei um die sogenannten Bag-in-Box-Weine, die in vielen Weinbauländern der neuen Welt weit verbreitet sind. Seit 2001 gibt es in Australien ein Appellations-System, das die Weinbauregionen in so genannten "Geographical Indications" (GI) einteilt. Diese Einteilung legt im Großen und Ganzen nur die Anbauzonen fest, es ist kein bestimmter Weinstil vorgeschrieben, auch Vorschriften in Bezug auf die Rebsorten gibt es nicht. Trägt ein Wein eine Gebietsangabe auf dem Etikett, muss er zu mindestens 85% von dort stammen. Die GIs können wiederum in Zonen, Regionen und Subregionen unterteil sein. Es gibt folgenden "Geographical Indications" in Australien:

South Australia: mit den berühmten Anbaubereichen Barossa Valley, Eden Valley, Coonawarra und McLaren Vale. New South Wales: mit dem bekannten Weinbaugebiet Hunter Valley. Western Australia: der größte Bundesstaat mit den bekannten Anbaubereichen Swan Valley und Margaret River. Queensland: umfasst nur rund 100 Hektar Rebfläche, befindet sich aber im Aufschwung. Victoria: umfasst Murray Darling, Pyrenees und einige andere weniger bekannte Anbaubereiche. Tasmanien: Insel vor der Südspitze Australiens, auf der Weinbau betrieben wird. Northern Territory: bis auf einen Weinbaubereich klimatisch für den Weinbau nur wenig geeignet. Australian Capital Territory: erstreckt sich rund um die australische Hauptstadt Canberra.