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Samstag, 10.Juli 2010, Irkutsk und Listwjanka

Nachdem wir pünktlich um 3.00 Uhr in Irkutsk ankommen, begeben wir uns sogleich auf die Suche nach den extra eingerichteten Schlafräumen des Bahnhofes. Diese heißen “komnata otdykha” und kosten ein paar Euro pro Stunde und bieten sogar eine Gemeinschaftsdusche. Ärgerlicherweise wird gerade der letzte zur Verfügung stehende Raum an zwei Amerikaner vor uns vermietet. Daher müssen wir für die kommende 90 Minuten mit einem Sitzsofa des Warteraumes, der sehr einem Saal eines Barockschlosses ähnelt, vorlieb nehmen. Dieser Bereich ist für etwas betuchtere Wartegäste (kostet ein paar Rubel) geöffnet und nicht mit dem allgemeinen Wartesaal (dort will man aber nicht nachts rumlungern) zu verwechseln. Umgeben von schnarchenden Mitstreitern und einem doch relativ laut eingestellten Fernseher gelingt uns trotz großer Müdigkeit das ersehnte Einschlafen nicht. Daher freuen wir uns auf das Bett, welches uns von 4.30-10.00 Uhr zur Verfügung steht. Das Zimmer ist schlicht, einfach und gut genug für ein paar Stunden Schlaf.

Wir wollen so schnell wie möglich zum Baikalsee. Frisch und mit neuer Kraft suchen wir deshalb sofort am Morgen nach einem Bus Richtung Listwjanka. Dies ist ein kleiner Ort in Sibirien und wird als das Tor zum Baikalsee bezeichnet. Er liegt direkt am See nur 70 Kilometer südöstlich von Irkutsk, an der Stelle, wo die Angara aus dem Baikalsee fließt. Seinen Namen hat das Dorf den vielen, dort wachsenden Lärchen zu verdanken. Der Ort wurde 1973 gegründet und erlebt gerade eine Renaissance. Überall sprießen Gästehäuser, Hotels, protzige Villen von "neuenreichen” Russen aus dem Boden. Entsprechend der kurzen sonnigen Saison, sind im Juli und August besonders viele Touristen, vor allem aus Russland, unterwegs. Umso wichtiger ist die rechtzeitige Buchung von Herbergen. Sonst warten teure und schäbige Überraschungen auf den verwöhnten deutschen Touristen.

Auf Grund fehlender Beschilderung und mangelnder Kommunikationsmöglichkeiten (die Dame am Fahrkartenhäuschen kann uns nur eine, für uns nicht zu verstehende, Information in Russisch geben) ist es uns nicht möglich, den entsprechenden Bus ausfindig zu machen. Daher erwägen wir die Fahrt mit einem Taxi. Über den Preis von ca. 2000 Rubel sind wir jedoch so erschrocken, dass wir uns vorerst zum Busbahnhof fahren lassen. Dort angekommen , erfahren wir, dass wir über zwei Stunden bei tropischen Temperaturen verharren müssten, um den nächsten Bus zu erwischen. Da uns nur ein Tag am Baikalsee zur Verfügung steht, beschließen wir nun doch die teure Taxifahrt in Angriff zu nehmen (diesmal kostet dieses 1800Rubel). Schon einen Taxifahrer ausfindig gemacht und das Gepäck in den Kofferraum einladend, kommt ein junger Mann auf uns zu und fragt uns auf Englisch, ob er und zwei andere Personen mit nach Litswjanka fahren können. Dieses überraschende Angebot kam unserem und auch dem Geldbeutel der anderen natürlich sehr recht und wir teilten uns das Taxi. Wie sich während der neunzigminütigen Autofahrt herausstellt, handelt es sich bei unseren Mitfahrern um Fransesco aus Madrid mit seiner österreichischen Freundin und deren Bruder Oskar. Sogleich wurden Reiseerlebnisse der vergangenen Tage ausgetauscht und nicht selten über “kleine” Misserfolge (z.B. die falsche Buchung der 3. Klasse) gelacht. Auch stellten wir fest, dass es viele, aus Japan importierte Autos gab. Diese hatten trotz des Rechtsverkehrs das Lenkrad auf der rechten Seite. In der Mongolei begegnete uns dieses Phänomen noch öfter.

Angekommen in Litswjanka, erwartet uns ein starker Nebel (zunächst dachten wir doch tatsächlich es handelt sich um eine große Rauchwolke) und vergleichsweise kalte Temperaturen von ca. 15 Grad Celsius. Nach langer Suche (hier sei die Geduld und Freundlichkeit des Taxifahrers lobend hervorzuheben) erreichen wir unser “Lakesite Guesthouse” in der Sudzilovskogo Straße. Es ist ein einfaches, rustikales und ruhig gelegenes Holzhaus. Die gesamte Hütte, inklusive der Inneneinrichtung, besteht aus frischem und angenehm duftendem Holz, welches leider auch sehr hellhörig ist. Die Kosten belaufen sich auf 1.400 Rubel pro Nacht und Doppelzimmer.

Wir machen sofort einen Ausflug zum Strand. Auch wenn das Wasser nur selten mehr als 10 Grad Celsius erreicht, belagern viele Reisende die Strände und einige Mutige baden sogar. Die Strände in Listwjanka sind nicht besonders schön. Statt Sandstrand gibt es Kies, die Promenade ist viel befahren und Fußgänger leben, aufgrund der fehlenden Fußwege, gefährlich beim Flanieren. Trotzdem besitzt dieser Ort viele reizvolle Dinge. Bei ca. 20 Grad Celsius, Sonneschein aber vernebelter See, genießen wir den herrlich frisch geräucherten Fisch, an den vielen Ständen entlang der Promenade. Nicht zu vergessen und unbedingt zu empfehlen ist dabei der Baikalfisch Omul, welcher frisch geräuchert verkauft wird. Der Omul oder Baikal Omul (Омуль байкальский) ist eine Art der Forelle, die nur im Baikalsee vorkommt und sonst nirgendwo auf der Welt.

Wir wandern anschließend in ein Seitental des Dorfes, um im Schatten der typischen sibirischen Holzhäuser und einer besonders idyllische Dorfkirche Abkühlung und Ruhe zu finden und wir unternehmen gegen Abend eine einstündige und turbulente Bootstour entlang der Küste für 130 Rubel pro Person. Die Schiffsfahrt ist sehr zu empfehlen, warme und spritzfeste Kleidung und nebelfreie Sicht vorausgesetzt. Trotz zunehmender Müdigkeit suchen wir noch nach ein paar Leckereien zum Abendbrot. Nachdem das extrem fettige Schaschlik, garniert mit steinhartem Brot ein Fehlgriff für 400 Rubel war, gehen wir müde, erschöpft und voller neuer Eindrücke ins Bett.

Sonntag, 11. Juli 2010, Listwjanka. Fahrt zurück nach Irkutsk

Nach einer recht kurz geschlafenen Nacht (durch die Hellhörigkeit des Guesthouses) erwartet uns unsere freundliche Herbergsmutter mit einem sehr ungewöhnlichem Frühstück. Dieses bestehend aus einer großen, fettigen Wurst (eine Art Krakauer) und einem Spiegelei. Das war zwar lieb gemeint, aber doch etwas ungewohnt für uns. Daher suchen wir nach dem Check Out noch ein benachbartes Cafe auf, um unseren Magen mit leckeren süßen Köstlichkeiten zu verwöhnen. Das Gebäck der Russen ist ein wahrer Gaumenschmaus!

Heute möchten wir den Weg nach Irkutsk mit dem Speedboot nehmen. Auch wenn unser Reiseführer vor einer Überfüllung warnt (“ohne Reservierung bekommt man sehr wahrscheinlich keinen Platz“), wagen wir das Warten auf das Boot. Die Zeit am Hafen vergeht dabei sehr schnell, da neben uns sitzende Männer aus Usbekistan gern “ein paar” Fotos von sich und uns haben möchten. Pünktlich 13.00 Uhr erreicht das Speedboot den Hafen. Und wir haben Glück! Für 200 Rubel pro Person können wir den zügigen Wasserweg nach Irkutsk nehmen. Wir erfahren später, dass das Speedboot eine schnelle, preiswerte und ideale Möglichkeit bietet, verschiedene reizvolle Gegenden entlang des Sees ( wie zum Beispiel die Insel Olchon zu erkunden.

Wieder in Irkutsk angekommen, nehmen wir uns ein Taxi, um zum reservierten Hotel (baikaler.com; ca. 15 USD pro Person) zu gelangen. Wie schon in Listwjanka, gestaltet sich die Adresssuche auch dieses Mal schwierig. In der angebenden Straße ist kein Hostel zu finden. Auch mehrere Anfragen an vorbeigehende Passanten bleiben erfolglos. Beherzt greift der Taxifahrer zu seinem Handy und wählt die Nummer des Hostels. Wie sich dabei herausstellt , befindet sich dieses im Hinterhof, und ist so von der Straßenseite nicht ohne Weiteres zu erkennen. Abgeschreckt vom Hinterhof und der heruntergekommenen Fassade der Unterkunft erwägen wir kurz die Suche einer Alternative. Doch der Schein trügt. Durch ein schäbiges Treppenhaus hinaufsteigend, gelangen wir zu einem urgemütlichen und liebevoll eingerichteten Backpacker. Da dieser jedoch gerade ausgebucht ist, werden wir an eine einheimische Vermieterin vermittelt. In der extrem kurzen Hochsaison arbeiten die Backpacker oft mit den Einwohnern der Stadt zusammen. Nur wenige Minuten erwartet uns so ein sauberes und komfortables Bett in einer modern eingerichteten Stadtwohnung.

Nach einer Erkundung der “Perle Sibiriens” (diesen Namen für Irkutsk können wir in kleinster Weise nachvollziehen, da es doch relativ wenige schöne Sehenswürdigkeiten in dieser Stadt gibt) und dem Einkauf von Proviant für die kommenden zwei Tage im Zug, gehen wir erschöpft zu Bett. Leider stören uns auch in dieser Nacht sehr laute Mitbewohner, so dass wir noch bis in den frühen Morgen hinein ein Hörspiel anhören.


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