8.Etappe: alles zurück: Perth, Nullarbor, Port Augusta, Gold Coast.

12.6., bei Abfahrt 16579km: Am Morgen, nachdem Tomomi nochmal mit einer ihrer Freundinnen telefoniert hatte, wusste Schmeissi was er wollte: mit Tomomi in Perth bleiben und dann, wenn's denn klappt, mit ihr weiter rumreisen.
Für Marcus und mich hieß das, wir würden den Rest des Weges (immerhin gut 5000km) allein zurücklegen müssen. Ohne Schmeissi, das war uns auch klar, würde der Trip auch nicht mehr das selbe sein.
Na gut.
Jetzt hieß es zunächst Gepäck umorganisieren, nochmal alle zusammen frühstücken gehen, tanken und Abschied nehmen. 13:00/11:00 verließen wir Perth - zu zweit. (Wäre das ein Roman, dann sollte das das retardierende Moment sein, bevor es jetzt zum Klimax geht. Ist aber keiner. Der Klimax bleibt leider aus. Ab hier könnte man den Rest auch mit "Epilog" überschreiben.)

Jetzt hatte ich auch nichts dagegen, möglichst bald nach Hause zu kommen, schließlich wartete meine Freundin an der Gold Coast auf mich. Marcus' Rückflugtermin stand unverrückbar fest und für ihn barg baldiges Ankommen keine Vorteile. Für heute stand aber sowieso nur möglichst viele Kilometer zurücklegen auf dem Programm, mindestens bis Kalgoorlie wollten wir. Die Stimmung ohne Schmeissi war tatsächlich ein bisschen raus, mit ihm übrigens auch der MP3-Player. Hier draussen im Busch kam nur Mist im Radio, wenn überhaupt. In Kalgoorlie liefen wir ein als es gerade dunkel wurde, gegen 19:00/17:00. Marcus war aber noch fit und so ging es noch vier Stunden weiter durch die Nacht, Richtung Eyre Highway/Nullarbor Plain. Hinter einem Rastplatz nach Balladonia wurde am Wegrand gezeltet.

13.6., bei Abfahrt 17622km: Die Nacht war saukalt, meinte Marcus. Warm war es auch am Morgen nicht und wir packten in Rekordzeit zusammen. Bloß schnell los und im Auto die Heizung anmachen. Um 9:00/7:00 waren wir dann wieder auf der Straße, und zwar auf der "90 Mile Straight". Über 146 Kilometer gibt es dort keinen Grund, zu lenken. Die Straße ist schnurgerade, in Australien die längste ihrer Art. Aber auch als die 90 Meilen zuende waren, blieb alles schön übersichtlich. Auf dem Nullarbor steht kaum ein Baum, alles ist flach, übersichtlich, asphaltiert und viel Verkehr gibt es auch nicht. Aber eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Und weil der tommy hier 130 fuhr, bekam er seinen ersten australischen Flensburgpunkt und eine Rechnung über 100AUD.
Na prima.
Hier unten war es selbst tagsüber kalt und dazu windig und deshalb hatten wir ja die ergeizige Idee, den Eyre Highway an einem Tag durchzufahren und vielleicht in einem richtigen Bett zu schlafen, irgendwo in der Zivilisation. Mit 110 die ganze Zeit wäre da nix zu machen gewesen, es geht hier um 1500km ödester Landstrasse. Da ist schnell fahren sowieso besser für die Konzentration, sonst döst man doch weg, aber das kann ich ja keinem Bullen erklären.

Nur zehn Minuten später hielten uns schon wieder welche an, diesmal zur Alkoholkontrolle. Da war's mal gut, das Schmeissi nicht dabei war;) Auf der WA-Seite des Highway No.1 war ohnehin ganz schön viel Polizei unterwegs, die fielen uns aber erst jetzt auf, wo's zu spät war. Als wir über die Granze nach Südaustralien kamen, haben wir dann keine mehr gesehen. Dafür war dort das Wetter mistig, grau und regnerisch. Irgendwas zu sehen gabs auf der Nullarborautobahn auch nicht. Das Meer war zuweit weg, Städte gibts keine. Am Rastplatz mal ein Dingo, das war so ziemlich das Aufregenste. Im Radio kam garnix mehr, nichtmal auf Mittelwelle. Alle CDs, die wir so hatten, waren MP3. Außer Fahren gab's also wirklich nichts zu tun. Bis zur Zivilistation hats dann heute aber nicht mehr gereicht. Halb zwölf fanden wir uns einen Zeltplatz, ein Stück ab vom Weg, kurz vor Port Augusta.

Blick vom Eyre Highway Marcus auf dem Nullarbor Dingos Bildindex

14.6., bei Abfahrt 18969km: Die Nacht war saukalt, meinte jetzt auch ich. Außerdem nass, selbst im Zelt, obwohl wir zum allerersten Mal auch die Außenhaut drübergezogen hatten. Fix zusammengepackt und die letzten hundertirgendwas Kilometer bis Port Augusta reingefahren. Dort mussten wir in einen Buchladen, um im Lonely Planet nach Hostels zu schauen (der LP war ja auch Schmeissis). Wir schauten uns daraufhin ein paar an.

Letztlich checkten wir aber in einem Hostel ein, das da garnicht drinne stand. Angegeben war lediglich ein Backpacker drei Häuser weiter, dessen Mutti war uns aber zu doof. Außerdem sprangen überall ihre bekloppten Hunde rum. So kamen wir ins Port Augusta Backpackers, ein Stück die Straße rauf. Das kostete 11AUD und die Wände waren bunt angemalt, überall. Der Meister dort war irgendwo in unserem Alter und völlig vereinsamt. Kein Wunder, so weit außerhalb der Saison war gerade mal ein Gast da, sonst wars völlig leer. Na gut, er hat uns dann erstmal seine Brotbackmaschine gezeigte. Ganz groß das. Auch sonst hat er ziemlich viel erzählt und gegen Mittag schon ein Sixpack leer gehabt. Sonst passierte heute nicht mehr viel. Nur noch Mittagsschlaf und abends zum zehnten Mal "The Big Lebowski" angeschaut.

15.6., bei Abfahrt 19126km: Der Meister musste leider da bleiben und guckte ganz wehleidig. Bei uns ging es weiter, nicht ohne einen besorgten Blick auf die Reifen. Hinten links gab's kein Profil mehr, war weg. Da muss es die letzten 1500km eben ohne gehen. Aus Port Augusta raus wurde wenigstens die Landschaft ansprechend. Es ging durch irgendeine Bergkette, weiß aber nicht mehr, wie die hieß. Auf dem Barrier Highway fuhren wir Richtung Dubbo durch den Regen. Und da passierte das, was uns über dreieinhalb Wochen auf unbefestigten Pisten erspart blieb: Steinschlag in der Windschutzscheibe, kam von nem vorausfahrenden Laster und traf uns nur 2mm neben dem Dichtungsgummi. Schöne Scheisse, Zusatzversicheung für sowas hatten wir natürlich nicht abgeschlossen. Das Dumme daran war, dass der kleine, runde Einschlag über die nächsten paar hundert Kilometer zu einem handfesten Riss heranwuchs. Und weil Sonntag war, konnte uns bei unserem Problem auch niemand in den Städtchen, die wir passierten, helfen.

Naja, weil auf der Fahrt sonst nicht viel passierte und ich auch keinen Bock hatte, bei holpriger Fahrt nichts Spannendes aufzuschreiben, blieben die Tagebuchseiten ab hier leer. Ich schreib das dann halt so aus dem Gedächtnis zusammen. Notiert hatte ich lediglich den Kilometerstand. Ich dachte mir, den Rest trag ich halt irgendwann nach, im Tagebuch (was bis heute nicht passiert ist, sich jetzt ja aber auch erübrigt). Deswegen hab ich keine Ahnung, wo wir gepennt haben, auf jeden Fall aber im Zelt und wahrscheinlich noch vor Dubbo.

16.6., bei Abfahrt 19959km: Der Riss in der Scheibe war inzwischen stattliche 20cm lang. Wir hatten ihn mit Gaffaband abgeklebt, wenigstens dehnte er sich so nicht weiter aus. Ein Anruf bei AVIS verhieß nix Gutes, wir würden die Reparatur/den Austausch der Scheibe wohl selbst bezahlen müssen. Hätten wir's drauf angelegt, wären wir heute noch bis zur Gold Coast gekommen, aber ganz so eilig wollte vor allem Marcus dann doch nicht Heim. Deshalb schauten wir uns an, was Dubbo so zu bieten hat (nichts) und tuckerten gemächlich bis nach Moree, wo wir uns Abends im Motel einmieteten. Da war verkehrsmäßig ganz schön was los, hätte ich so 'ner ländlichen Kleinstadt garnicht zugetraut. Weil dort aber so viele Laster unterwegs waren, gab's wieder erwarten auch keine billigen Motels, Hostels schon garnicht. Zum Zelten war's auf jeden Fall zu kalt.

17.6., bei Abfahrt 20660km: Das würde der letzte Fahrtag werden. Viel passierte auch nicht. Von Moree wars nur ein Katzensprung bis nach Warwick, das übrigens ähnlich aussieht, wie die anderen Städte im Landesinneren der Ostküste, aber durchaus einen seltsamen Charme versprüht, kann man sich ja mal anschauen. Dort fragten wir vorsichtig mal in ner Werkstatt nach der Scheibe. Klare Auskunft: Reparieren (sonst etwa 30AUD) fällt aus, dazu war der Riss zu lang. Neue Scheibe würde mit 200+AUD zu Buche schlagen. Hmm. Austauschen können die das bei AVIS auch selber.
Von hier waren es nur noch ein paar Kilometer bis zur Heimat. So irgendwann am Nachmittagkamen wir dann auch an der Gold Coast an, meine Freundin freute sich und unser Australien-Rundtrip war zu Ende.

18.6.: Das Auto sollte zum Morgen des 19.6. zurückgegeben sein. Es noch heute Abend zurückzugeben erschien uns bequemer. Ein wenig Putzen innen und außen befanden wir aber für nötig. Marcus fuhr ihn am Nachmittag zurück zu AVIS. Als er ihn dort abgab, hatte unser kleiner grauer Nissan Partol stattliche 21500km auf dem Tacho.
Über vier Wochen, 16350 Kilometer hat er uns treu Dienst getan, wiederspruchslos befördert, wohin wir auch wollten, über Asphalt, Sand, Steine, Wasser, und mit einem Platten, zwei profillosen Hinterreifen, einer kaputten Windschutzscheibe und einem verlorenen Mitfahrer hielt sich die Schadensbilanz auch in Grenzen.

Eine Rechnung von AVIS ist bis heute (Weihnachten 2003) nicht eingegangen. Danke, Jungs.