Deutsche in New South Wales und Victoria

Schäfer und Alt, kamen mit der Ersten Flotte und waren die ersten Deutschen in Australien.
Bis die Deutschen zu Tausenden kamen, sollte noch ein halbes Jahrhundert vergehen. Unter den in den 20-ern und 30-ern von privaten Unternehmen nach Australien gebrachten Arbeitskräften befanden sich zwar einige Deutsche, v.a. Schäfer und Weinbauern, aber erst mit den Bemühungen Wilhelm Kirchners kam eine Auswanderungswelle in den Osten Australiens ins Rollen.

1840 wurden Sträflingstransporte nach New South Wales eingestellt. Bald brauchte die Kolonie dringend Arbeitskräfte und Kirchner begann, eine Idee an Unternehmer und die Regierung heranzutragen: subventionierte Einwanderung deutscher Familien nach New South Wales. Er wurde als Einwanderungsagent 1848 nach Deutschland geschickt. Auf der Überfahrt schrieb er an "Australien und seine Vortheile für Auswanderer" und bereits im Dezember des selben Jahres war das erste Schiff mit deutschen "assisted migrants" unterwegs nach Australien. Vier weitere folgten 1849. Bis 1853 gingen etwa 2.000 Deutsche in Sydney von Bord.

Auch in Victoria wurde in den späten 1840-ern versucht, Programme der "assisted migration" umzusetzen. Hier lag der Fokus auf der Ansiedlung von Weinbauern. Die Bemühungen William Westgarths brachten zwischen 1848 und 1850 zwar etwa 750 Deutsche nach Victoria, allerdings kaum Weinbauern. Geelong entwickelte sich zu einem deutschen Zentrum der Region. Ebenfalls in den 1850-ern kamen Trecks Deutscher aus Südaustralien nach Victoria, v.a. in den Südwesten. Dort gründeten sie Siedlungen und lösten Kettenwanderungen auf dem Landweg aus. Weitere Siedler kamen aus Deutschland hinzu, nachdem anfängliche Schwierigkeiten mit den Einwanderungsprogrammen weitgehend überkommen waren. Dabei dominierten in Victoria Pommern, Brandenburger und Schlesier.

Die Aussicht auf schnellen Reichtum ließ die Bevölkerungszahlen Victorias zwischen 1850 und 1860 in die Höhe schnellen, von 77.000 auf 540.000. Der Goldrausch zog in den 1850-ern viele, auch viele Deutsche, auf die Goldfelder - und nicht nur Neu-Einwanderer. Schäfer verließen ihre Herden, Handwerker ihre Werkstätten, Schiffsbesatzungen desertierten mit Hacke und Spaten. In New South Wales führten frühere Goldfunde zu ähnlichen Erscheinungen, wenn auch nicht im selben Umfang. So führte der Goldrausch zu einer erneuten Arbeitskräfteknappheit. Kirchner worb weitere Siedlerfamilien an. Die Hälfte der 4.000, die zwischen 1854 und 1857 Australien erreichten, kam als von ihm geworbene "assisted migrants".

Das Ende der 50-er bedeutete in New South Wales und Victoria auch das Ende der subventionierten Einwanderung, nicht aber der Einwanderung Deutscher. Bekannte und Verwandte bereits Ansässiger, weitere Goldsucher und Menschen auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen kamen in stetigen Zahlen bis zur Jahrhundertwende.
In beiden Kolonien zusammen zählte der Zensus in den Jahren 1861 und 1901 etwa 16.000 Deutschstämmige.

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